Beide begrüßen die Initiative von NRW-Gesundheitsminister Laumann, der sich gemeinsam mit weiteren Bundesländern ebenso für eine Widerspruchslösung bei der Organspende einsetzen will.
In Deutschland stehen knapp 9.000 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan, in Nordrhein-Westfalen sind es etwa 1.800. Ein Problem: Laut einer Analyse der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) liegt lediglich in 15 Prozent der Fälle von möglichen Organspenden eine vorab getroffene, schriftliche Entscheidung der Verstorbenen vor.
„Die Angehörigen sind in dieser schwierigen Lage des Abschieds völlig überfordert, eine Entscheidung pro Organspende zu treffen. Hatte der Verstorbene aber eine positive Einstellung zur Organspende und ist dies dokumentiert, erleichtert das die Situation für alle Beteiligten“, erklärt Dr. Gehle. Bei der Widerspruchslösung positioniere sich ein Mensch zu Lebzeiten beim Thema Organspende und nehme so den Druck von den Angehörigen, nach seinem Tod über eine Spende entscheiden zu müssen.
„Jahrelang wurde gesundheitspolitisch der Tanz um das Goldene Kalb `Zustimmungslösung` aufgeführt, aber zu einer großen Entlastung auf der Warteliste hat das nicht geführt. Im Gegenteil: Immer wieder müssen wir Rückgänge bei den Spenderzahlen verzeichnen. Wir brauchen dringend eine Reform der bestehenden Regelungen“, betont ÄKWL-Ehrenpräsident Prof. Windhorst.
Dazu gehöre neben der Einführung der Widerspruchslösung auch die zügige Freischaltung des im Aufbau befindlichen Organspende-Registers beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. „Ein Weiter-so gefährdet das Leben tausender Menschen auf der Warteliste“, sagt Theodor Windhorst. „Es ist jetzt die Zeit für ein Zeichen der Umkehr.“
Die Menschen müssten bei der Organspende Farbe bekennen. Da dies ein sehr heikles und emotionales Thema sei, sagen Gehle und Windhorst, müssten die Bedenken und Sorgen vieler Menschen ernst genommen werden. Viele Ängste ließen sich aber ausräumen. Hilfreich dabei sei eine breite gesellschaftliche Diskussion. „Der Tag der Organspende ist dafür ein guter Tag“, erklärt Dr. Gehle.