Was kann also das Projekt „Virtuelles Krankenhaus“ leisten? Wie sagt Staatssekretär a. D. Lutz Stroppe, Mitglied des Gründungsausschusses des Projektes, richtig: „Dafür müssen im ersten Schritt Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte und Krankenkassen zur Mitarbeit motiviert und die landes- und bundesrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden.“
Als ersten Schritt begrüßen auch wir die Initiative des Ministers. Auch die über den Innovationsfonds geförderten Digitalen Projekte in eine echte Strategie zusammenzuführen ist eine gute Idee.
Allerdings:
1. Es braucht deutlich mehr: Allein in NRW, so die KGNW müssten 250 Millionen Euro jährlich über acht Jahre investiert werden, um überhaupt digitale Vernetzung möglich zu machen. Auch wir haben gefordert, die 210 Millionen Euro aus dem Strukturfonds in NRW hierfür statt allein für Krankenhausschließungen zu nutzen.
2. Dass die neue und interessante Forderung des Ministers, dass das Virtuelle Krankenhaus Teil des System der Regelversorgung werden soll, von den Kassenvertretern sofort in eine Forderung nach Konzentration von Kapazitäten und Krankenhausschließungen umgemünzt wird, verhindert eine sachliche Auseinandersetzung. Sicher, digitale Versorgungsstrukturen können helfen, für die Patientinnen und Patienten eine bedarfsgerechte, ortsnahe und qualitätsorientierte Behandlung zu ermöglichen, aber können Sie dadurch ein Krankenhaus ersetzen?
Auch wir begrüßen Vernetzung. Aber was wir wirklich brauchen, ist zunächst eine ehrliche Diskussion. Wie müssen wir die Gesundheitsversorgung/Medizin der Zukunft aufstellen? Wie erreichen wir eine gerechte Versorgung in Zeiten begrenzter finanzieller Mittel? Was kann Digitalisierung und KI nutzen und wo liegen Gefahren?
Fragen, mit denen wir uns als Marburger Bund auseinandersetzen (siehe Bericht zum Kandidatentreffen in Waltrop). Was wir brauchen, sind richtige Schritte in eine Zukunft mit Augenmaß und Verstand. Hierzu braucht es eine ehrliche Diskussion. Wir sind dazu bereit, unseren Sachverstand einzusetzen. Unsere Forderung an alle Beteiligten im Gesundheitswesen und die Öffentlichkeit – beteiligen Sie sich, aber seien Sie ehrlich, denn es geht um unsere gemeinsame Zukunft!