"Die Herausforderungen an unsere Gesellschaft werden noch weiter steigen", unterstrich Prof. Rump, da in den nächsten zehn Jahren 13 Millionen Baby-Boomer aus dem Arbeitsleben ausscheiden werden. Gleichzeitig steht uns nicht ansatzweise Nachwuchs in ausreichendem Nachwuchs zur Verfügung. Wie gestalten wir dann unsere Arbeitswelt?
Theoretisch muss der Nachwuchs fast doppelt so viel leisten und können, um die demografische Lücke zu schließen. Wie stellen wir uns aber eine neue Arbeitswelt human vor und wie wollen wir die nötige hohe Produktivität erreichen? Wir steuern in einen nicht aufzulösenden Zielkonflikt“, warnt Prof. Jutta Rump
"Wir werden in den nächsten Jahren ein immer stärkeres Spannungsfeld zwischen technologischem und ökonomischem Jobabbau und dem vom demografischen Wandel getriebenen Fachkräftemangel erleben."
Was hat heute den größten Klebeeffekt für die arbeitenden Menschen? Prof. Jutta Rump: "Gutes Betriebsklima, marktgerechte Entlohnung, flexible Arbeitszeiten, die richtige Balance zwischen dem Berufs- und Privatleben.“
Es ist unübersehbar – wir werden als Ärztegewerkschaft weiterhin bei der Gestaltung der neuen Arbeitswelt intensiv gefordert sein.
New Work. Was steckt dahinter? Wie definiert sich der modische Begriff?
Prof. Wolfgang Schroeder bemühte als zweiter Redner das unendliche Internet: „New Work ist ein Sammelbegriff für Konzepte und Maßnahmen zur Gestaltung zukunftsfähiger wertschöpfender und sinnstiftender Arbeit sowie deren Bedingungen und Umgebungen.“ Soweit die Definition.
Prof. Wolfgang Schroeder ordnete in seinem Vortrag die Begrifflichkeit von New Work in Schlagworten in grundlegende Herausforderungen und den Strukturwandel unserer Zeit. Als da wären: Polykrise. Digitalisierung. Demografische Entwicklung. Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft. Rekordbeschäftigung. Erosion der Identifikation mit der Arbeit. Erosion des deutschen Modells und der Sozialpartnerschaft.
Was ist also gemeint mit New Work? „Mobile Arbeit. Homeoffice. Nutzung neuer digitaler Tools. Neue Bürokonzepte. Desk-Sharing. Gestaltung der Arbeitsbedingungen. Abbau hierarchischer und starrer Arbeitswelten. Flexibilität und Selbstverwirklichung. Positive Berichte der Arbeitgeber und Wunschperspektiven der Arbeitnehmer.“
Die Vielfalt der Begriffsbedeutung hat auch Ihre Kehrseite: Dazu zählen laut Prof. Schroeder: „Unregulierte Arbeitsverhältnisse, Selbstausbeutung. Überlastung. Überforderung. Arbeitsverdichtung und Entgrenzung von Arbeit. Ständige Erreichbarkeit. Wegfall des Betriebs als soziale und regulativer Ort. Überwachungspotenzial und Rechtsunsicherheit.“
Wie viel New Work ist in Krankenhäusern etablierbar? „Auch wenn der medizinische Fortschritt andere Einstellungen erfordert und neue Formen der Zusammenarbeit und Kommunikation, so bleibt New Work in den meisten Krankenhäusern bisher weit hinter den vielfältigen Fortschritten in anderen Lebensbereichen.“
Klassische New Work-Konzepte spielen eine untergeordnete Rolle in Kliniken. Verbesserungen bei hierarchischen Prozessen, flexiblere Arbeitszeitverteilung und ein agiles Prozessmanagement sind denkbar. New Work bietet sowohl Chancen als auch Risiken, ist aber im Kern für Kliniken nur fokussierbar auf einen möglichen Hierarchieabbau und die Arbeitszeitgestaltung.“