Gleichzeitig müssen unsere Krankenhäuser den Anforderungen einer älter werdenden Gesellschaft, der Zunahme altersbedingter Krankheiten und Operationen, einem höheren Anteil von Menschen mit Demenz oder Behinderungen und der zunehmenden Resistenz von Krankenhauskeimen gerecht werden.
Die Digitalisierung stellt unsere Krankenhäuser vor große Herausforderungen, eröffnet aber auch neue Chancen. Wir brauchen daher für eine hochwertige, innovative, flächendeckende und wohnortnahe Patientenversorgung besonders leistungsfähige Krankenhausstrukturen. In NRW leiden die Krankenhäuser erheblich unter der unzureichenden Investitionskostenförderung durch das Land.“ Soweit so gut. Doch wie soll das nun mit Leben gefüllt werden? Das ist noch recht unklar.
Sorgen bereitet mir der im gleichen Atemzug angekündigte Strukturwandel: „Die deutliche Anhebung der Investitionskostenförderung durch das Land muss zwingend mit der Einleitung von Strukturveränderungen in der Krankenhauslandschaft verbunden werden, die zu mehr Qualität und Effizienz, zu kooperativen Strukturen in der medizinischen Versorgung und zu guten Arbeitsbedingungen für das Personal führen.“
Das liest sich wie beim Strukturfonds, der schlicht eine Abwrackprämie für defizitäre Kliniken darstellt. Millionen fließen, aber nur, wenn Abteilungen oder gar Kliniken geschlossen werden. Hier droht uns unter dem beschönigenden Deckmantel der steten Qualitätssteigerung eine weitere Ausdünnung unserer Krankenhauslandschaft. Wie viele Kliniken werden die nächsten fünf Jahre in NRW wohl überleben?
Um es klar zu sagen: In den vergangenen Jahren schrieb fast jede zweite Klinik rote Zahlen, einzig, weil die Landesregierungen in den letzten Jahrzehnten ihren gesetzlichen Pflichten nicht nachkamen: Jährlich fehlt unseren Kliniken eine Milliarde Euro Investitionsmittel. Nötige Investitionen müssen dadurch durch zweckentfremdete Einnahmen aus der Patientenversorgung quer finanziert werden. Dringend erforderliches Geld für Personal fehlt dadurch.
Wir erleben die daraus resultierende Überlastung täglich. Wir haben zu wenig Zeit für Patientengespräche und für Zuwendungen. Unsere Patienten erwarten, in unseren Kliniken die beste medizinische Versorgung, in den Städten und auf dem Land. Hier sind die Herausforderungen sicherlich besonders groß. Landärzte fehlen eben längst nicht nur in ländlichen Praxen.
Zur Sicherung der ärztlichen Versorgung ist nach unserer Ansicht ein differenziertes, sektorübergreifendes Planungskonzept nötig. Ein Strukturwandel, der einzig vorsieht, defizitäre oder kleinere Kliniken vom Markt zu nehmen, ist kein taugliches Versorgungskonzept. Unsere Botschaft: Wir stehen dem neuen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann mit unserem soliden fachlichen Wissen gerne jederzeit zur Verfügung.