In Deutschland stehen derzeit etwa 9.400 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Die meisten von ihnen warten auf eine Spenderniere, gefolgt von Leber, Herzen und Lunge, einige auf eine kombinierte Transplantation von mehreren Organen.
2020 wurden etwa 4.900 Personen neu auf die Warteliste aufgenommen. 767 Menschen auf der Warteliste sind 2020 verstorben, bevor sie ein lebensrettendes Organ erhalten konnten. Tag für Tag sterben hierzulande zwei Menschen, die jahrelang auf ein rettendes Organ gehofft haben – vergeblich. „Das müsste eigentlich nicht so traurig sein. Wir könnten weitaus mehr Leben retten“, mahnt der Landesärztekammer-Präsident.
Im vorigen Jahr gab es bundesweit 913 postmortale Organspender, 19 weniger als im Vorjahr. Das entspricht elf Organspenden je eine Million Einwohner. „Das ist im internationalen Vergleich eindeutig zu wenig“, erklärt Dr. med. Günther Matheis weiter. „In Europa führt Spanien regelmäßig die Statistiken zur Organspende an. 2020 kamen dort auf eine Million Einwohner 38 Organspender.
„Als Ärztinnen und Ärzte wissen wir genau, wie groß das Leid aller Betroffenen ist. Wir stehen deshalb als Vertreter unserer Patienten in der Pflicht, für eine Verbesserung der Situation zu werben“, verdeutlicht Dr. med. Günther Matheis.
„Es ist ein Privileg, dass wir uns als gewählte Vertreter der rheinland-pfälzischen Ärzteschaft über unsere Landesärztekammer in gesundheitspolitischen Themen mit Sachkompetenz zu Wort melden können und auch bei den sensiblen Themen die richtigen Akzente setzen.“ Dr. Matheis ist Mitglied der Ständigen Kommission Organtransplantation der Bundesärztekammer und gehört zahlreichen Arbeitsgemeinschaften bei der Stäko an (Herz, Lebendspende, Empfängerschutz).
„Organspende ist nun mal ein sehr sensibles Thema, vor dem sich leider noch immer viele Menschen lieber drücken. Die Auseinandersetzung wird allzu häufig beiseitegeschoben, weil sie natürlich unbequem ist. Doch egal, ob wir dafür oder dagegen sind: Jede und jeder Einzelne sollte diese persönliche Entscheidung treffen. Und im Idealfall in einem Organspendeausweis dokumentieren.“
„Eine selbstbestimmte Entscheidung schafft Klarheit“, betont Dr. Günther Matheis. „Nicht nur für einen selber, sondern vor allem auch für unsere Angehörigen und letztlich für die vielen schwerkranken Menschen, die auf eine Transplantation warten, weil ihre eigenen Organe versagen“, betont Matheis.
„Die Entscheidung für eine Organspende kann in einem Organspendeausweis dokumentiert werden, den es bereits seit 50 Jahren gibt. Doch nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation ist dies nur in etwa 38 Prozent aller Fälle, in denen die Möglichkeit zu einer Organspende bestand, der Wille des Gestorbenen schriftlich (17,6 Prozent) oder mündlich (20,0 Prozent) dokumentiert“, bilanziert Dr. med. Günther Matheis.
„In den meisten Fällen sind es die Angehörigen, die um eine Entscheidung zur Organspende gebeten werden. Und das in einer sowieso emotional hoch belastenden Phase. Wer sich jedoch selbstbestimmt bereits mit seiner Entscheidung auseinandergesetzt und diese klar dokumentiert hat, nimmt seiner Familie im Fall der Fälle diese schwere Bürde ab“, betont Günther Matheis. „Eine Selbstbestimmte Entscheidung schafft Klarheit bei der Organspende.“