• Die Pervertierung der Gesundheitsversorgung

    Pressemitteilung
    Helios Konzern baut massiv Arztstellen ab - Mutterkonzern will Rekord-Dividende ausschütten
    19.Mai 2021
    Köln. Es ist kaum zu glauben, wie derzeit der private Klinikträger Helios auf Kosten der ärztlichen Leistungsträger seine Erträge steigert. „Die börsennotierte Krankenhauskette streicht inmitten der Corona-Pandemie an vielen ihrer 86 Klinik-Standorte ärztliche Stellen, um Personalkosten zu reduzieren. Von zehn Prozent der Arztstellen wird im Konzern geredet“, rügt der gesamte Vorstand der Ärztegewerkschaft Marburger Bund Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz in seiner jüngsten Sitzung.

    Krankenhäuser sind keine Industriekonzerne. „Dennoch scheint Shareholder Value solchen privaten Klinikträgern wichtiger als die Patientenversorgung zu sein. Zugleich nimmt Helios derzeit bewusst in Kauf, dass die coronabedingt ohnehin sehr hohe Arbeitsbelastung der Ärzteschaft durch die Ausdünnung des Personals noch weiter ansteigt.“

    „Es zeigt sich hier die hässliche Seite der viel zu weit fortgeschrittenen Ökonomisierung des deutschen Gesundheitswesens: Es geht längst nicht mehr um das notwendige wirtschaftliche Arbeiten. Es geht zunehmend nur noch um eine maximal profitable Kommerzialisierung der Patientenversorgung“, bilanziert der Vorsitzende des Marburger Bundes, Dr. med. Hans-Albert Gehle.

    Helios bedient sich dabei knallharter, in anderen Branchen üblicher rein marktwirtschaftlicher Wege: „Auslaufende Arztverträge werden nicht verlängert. Probezeiten enden ohne Übernahmen. Offene Stellen werden nicht besetzt. Arbeitszeiten werden in Verträgen reduziert. Es wird uns von einem Einstellungsstopp berichtet“, zitiert Dr. med. Hans-Albert Gehle nahezu tägliche Notrufe der Ärztinnen und Ärzte. „Die Unzufriedenheit der Helios-Mitarbeiter ist groß und wächst. In den Helios-Kliniken wird von gezielten Verringerungen der Arzt-Kapazitäten gesprochen. Sie sei notwendig, um die Profitabilität zu sichern. Es soll insgesamt um mehrere Hundert Stellen gehen.“

    „Gleichzeitig kassierte die Helios-Klinik-Gruppe mit etwa 740 Millionen Euro die wohl höchste öffentliche Corona-Ausgleichzahlung. Gemessen am Marktanteil fiel die Freihaltepauschale deutlich höher aus als bei anderen Klinikträgern. Und natürlich bringen auch die Beitragsgelder aus der solidarisch finanzierten Sozialversicherung Einnahmen. Doch gerade auch Anteile der für die Patientenversorgung bestimmten Gelder werden jetzt letztendlich zweckentfremdet, um private Anleger an der Börse zu beglücken“, erklärt Dr. med. Hans-Albert Gehle.

    Zitat aus dem Konzern: „Auf Basis der starken Ergebnisse im Geschäftsjahr 2020 und im Einklang mit der Dividendenpolitik des Unternehmens plant Fresenius Medical Care, der digitalen Hauptversammlung am morgigen Donnerstag eine Dividende von 1,34 Euro pro Aktie vorzuschlagen.“ Tagsdrauf will der Mutterkonzern Fresenius in seiner Hauptversammlung den Aktionären eine Dividendenerhöhung um fünf Prozent vorschlagen: 0,88 Euro je Aktie. 

    Weniger Ärzte, höhere Gewinne und Dividenden. Das ist die Helios-Gleichung. Die Operation Rendite soll so vollendet werden. Es soll die höchste Dividendenzahlung aller Zeiten sein, insgesamt gut eine halbe Milliarde Euro steht vor der Ausschüttung.

    „Eine solche Pervertierung der Gesundheitsversorgung halten wir schlicht für schändlich“, kommentiert der Vorsitzende des Marburger Bundes Dr. med. Hans-Albert Gehle. „Die Aktionäre sollten sich bei ihrer morgigen Hauptversammlung vor ihrer Zustimmung zur Dividendenausschüttung mal ernsthaft fragen, ob sie ein solches Vorgehen tatsächlich noch moralisch rechtfertigen können. Den Preis dafür zahlen die bei Helios beschäftigten Ärztinnen und Ärzte und natürlich auch die Patienten, denn Erträge könnte man weitaus sinnvoller in eine verbesserte Patientenversorgung oder das Personal investieren."