• Ist es verwerflich, dass junge Menschen Arzt werden wollen?

    Pressemitteilung
    Mainzer Studenten protestieren gegen Zwangsexmatrikulation / Landesregierung muss Teilstudienplätze umwandeln
    14.Dezember 2018
    Köln/Mainz. Gut 400 Studentinnen und Studenten der Humanmedizin protestieren am heutigen Freitag auf dem Mainzer Schillerplatz ab 13 Uhr gegen die Zwangsexmatrikulation von Kommilitonen, die nur einen sog. Teilstudienplatz für Humanmedizin für den vorklinischen Studienabschnitt haben. „Es ist völlig unverständlich, dass in Mainz gerade 45 junge Menschen, die hochengagiert sind, die einfach nur Arzt werden wollen, nach dem Physikum exmatrikuliert werden“, erklären Dr. med. Hans-Albert Gehle (1. Vorsitzender des Marburger Bundes Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz) und Dr. med. Ulrich Strecker (Vorsitzender des MB-Bezirks Rheinhessen).

    Das Land Rheinland-Pfalz hat an seiner einzigen Universität mit einer medizinischen Fakultät in jeden vorklinischen Studienplatz Humanmedizin in Mainz jeweils rund 80.000 Euro investiert. „Diese höchst sinnvolle Investition geht verloren, wenn die 45 Studenten ihren Studienweg an der Universitätsmedizin Mainz nicht fortsetzen können.

    Selbst wenn sie tatsächlich noch einen Vollstudienplatz in anderen Bundesländern ergattern können, geht Rheinland-Pfalz wertvoller Nachwuchs verloren. Wir wissen, dass Mainzer Absolventen in aller Regel eine ärztliche Tätigkeit in Rheinland-Pfalz aufnehmen. Mit jeder Zwangsexmatrikulation verliert Rheinland-Pfalz eine Ärztin oder einen Arzt von morgen. Die Betroffenen wollen doch nur Arzt werden, ist das wirklich so verwerflich?“

    „Händeringend benötigter ärztlicher Nachwuchs geht uns in der medizinischen Versorgung der Bevölkerung verloren“, beklagen Dr. Hans-Albert Gehle und Dr. Ulrich Strecker. „Die oft gewohnten Vorwürfe, die Studenten auf Teilstudien-plätzen hätten doch von Anfang an gewusst, dass ihr Studium nur befristet ist, halten wir für geschmacklos. Unser Appell: Verbauen Sie jungen, engagierten Menschen nicht die berufliche Zukunft!

    Es gibt nur eine vernünftige Lösung: „Die Teilstudienplätze in Mainz müssen um-gehend in Vollstudienplätze für Humanmedizin umgewandelt werden, das würde den Ärztemangel in RLP zeitnaher verringern, denn die betroffenen Studenten müssen ja nur noch den klinischen Studienabschnitt absolvieren.“

    In einer Zeit der üppig sprudelnden Steuereinnahmen und des Ärztemangels dürfen verantwortungsbewusste Politiker nicht mehr weiter wegsehen, sie müssen ausreichend Studienplätze für Humanmedizin schaffen“, betonen Gehle und Strecker weiter. Der Bedarf an Ärztinnen und Ärzten wird durch den demografischen Wandel noch weiter steigen. Wir fordern von der Landesregierung in Rheinland-Pfalz daher die Erhöhung der Zahl an Studienplätzen im vorklinischen und klinischen Studienabschnitt für Humanmedizin um mindestens zehn Prozent.

    „Als Ärzte sind wir sehr froh, dass in der Zeit, in der uns viele Kollegen im Alltag fehlen, junge Menschen dafür kämpfen, Arzt zu werden. Es ist absolut verständlich, dass sie nach jedem Strohhalm greifen und Teilstudienplätze annehmen, um ihren Traum zu realisieren. Ihnen dann nach vier Semestern die Tür vor der Nase einfach zuzuschlagen, ist dagegen nicht akzeptabel! Es ist ein Trauerfall, das angehende Ärzte für das fünfte Fachsemester mit der Begründung mangelnder Kapazitäten abgelehnt werden und nur noch eine Chance haben, wenn sie einen klinischen Studienplatz erfolgreich einklagen können.