• Mindestzahlen klären den tatsächlichen Bedarf an Ärzten

    Pressemitteilung
    MB-Pressemitteilung zu Personalvorgaben in Krankenhäusern für Ärztinnen und Ärzte
    08.März 2017
    Köln
    Ob akzeptabel oder nicht, die gestern beschlossenen neuen Mindestzahlen für die personelle Ausstattung der Krankenhäuser mit Pflegekräften sind ein richtiger Wegweiser. „Auch für Ärztinnen und Ärzte in unseren Kliniken sollte es derartige personelle Mindestvorgaben geben“, unterstreichen die beiden Vorsitzenden des über 30.000 Mitglieder zählenden Marburger Bundes Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz, Dr. med. Hans-Albert Gehle und Michael Krakau.

    „Seit Jahren sind in NRW und RLP über 2.000 Arztstellen in den gut 450 Kliniken nicht besetzt; ärztlicher Nachwuchs fehlt allerorts, nicht nur in Kliniken. Selbst die in den letzten Jahren zugewanderten über 18.000 Ärztinnen und Ärzte in NRW und RLP können die Lücken in der medizinischen Versorgung beider Bundesländer nicht komplett füllen.“

    „Viel zu lange mussten wir Ärztinnen und Ärzte und unsere Patienten eine eklatante Unterbesetzung ärztlicher Stellen in den Krankenhäusern hinnehmen. Uns fehlt die nötige Zeit für Gespräche, für persönliche Zuwendung. Ärzte beklagen in unseren Umfragen massive Überlastungen, die die Qualität der Versorgung gefährdet. Patienten leiden unter dieser Entwicklung“, bilanzieren Gehle und Krakau.

    „Die Düsseldorfer Landesregierung bestreitet derweil, dass es überhaupt einen Ärzte-mangel in NRW gibt. NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze hat jüngst bei ihrer Gastrede in der Kammerversammlung der Ärztekammer Westfalen-Lippe an dieser Meinung trotz unserer gegenteiligen Berichte über die Situation in unseren Krankenhäusern festgehalten. Mit präzisen Personalvorgaben auch für Ärzte ließe sich endlich sehr genau feststellen, wie hoch der Ärztemangel in NRW und RLP tatsächlich ist.“

    Der aus den Vorgaben resultierende notwendige ärztliche Personalaufbau würde aber durch die derzeit vorhandenen Studienplatzkapazitäten nicht gedeckt werden können. „Wir freuen uns, immer länger zu leben. Dadurch steigt unweigerlich die Zahl der multi-morbiden Patienten. Der zunehmend steigende Bedarf an ärztlicher Leistung wird be-gleitet von einem stetig höheren Wunsch nach einer besseren Vereinbarkeit des Berufs- und Familienlebens.“ Immer mehr Arztstellen werden künftig deshalb nur in Teilzeit besetzt werden können. Kurzum, die personelle Situation im Bereich der Ärzteschaft in unseren Kliniken wird sich noch weiter verschärfen.

    „Egal welche Partei in NRW die neue Landesregierung nach der Wahl im Mai stellen wird, eine neue Landesregierung muss die medizinische Versorgung der Zukunft ernster als die bisherige Regierung nehmen. Wer die Fakten kennt, weiß, dass die Erhöhung der Zahl der Studienplätze für Humanmedizin in NRW unvermeidbar ist. Und ebenso muss die neue Landesregierung die Ära der chronischen Unterfinanzierung der Investitionen in unseren Krankenhäusern beenden. Da die Ländermittel fehlen, sind die Kliniken gezwungen, Personalkosten zu sparen. Investitionskostenfinanzierung ist eine Pflichtaufgabe der Bundesländer. Das jüngst in NRW angekündigte Milliarden-Förderprogramm für Kliniken darf nicht nur ein bloßes Versprechen im Wahlkampf bleiben.“